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  Im Wind knattern Porschefahnen am streng abgeriegelten Rennkurs in der Nähe des südfranzösischen Marseille, wo der schwäbische Autobauer Technikdetails zum Antrieb und zum Fahrwerk vorstellt. Die Designer erläutern die stärker profilierte Formgebung, ehe das praktische Fahrerlebnis auf der Piste Höhepunkt und Abschluss bedeutet.

  Mit der neuen Motorengeneration führt Porsche zwei traditionelle Technologien zusammen, den Vierzylinder-Boxermotor und die Turboaufladung. Boxermotoren sind erste Wahl für Sportwagen, weil die Zylinder liegend angeordnet sind und sich dadurch ein niedrigerer Schwerpunkt ergibt. Die Anordnung mit je zwei in einer Ebene gegenüberliegenden Zylindern, in denen die Kolben wie Fäuste von Boxern hin und her schnellen, führt zu hoher Laufruhe. Die kurze Kurbelwelle erlaubt eine kompakte Bauweise. Zudem zeigen Boxermotoren eine besondere Drehfreude.

  Der 2,0-Liter-Turbobenziner des 718 Boxsters leistet 220 kW/300 PS, liefert 380 Newtonmeter Drehmoment und verbraucht in Kombination mit dem Porsche Doppelkupplungsgetriebe PDK 6,9 Liter je 100 Kilometer im EU-Messzyklus. Das 2,5-Liter-Triebwerk des 718 Boxster „S“ besitzt einen Turbolader mit variabler Turbinengeometrie VTG. Seine Daten: 257 kW/350 PS, 420 Newtonmeter Drehmoment und 7,3 Liter EU-Verbrauch. Bis zu 13 Prozent weniger Kraftstoff als die bisherigen Sechszylinder mit weniger Leistung und Drehmoment verbrauchen die beiden neuen 718 Boxster-Modelle.

  Porsche hat als einziger Autobauer den Einsatz der VTG-Technologie in Benziner-Serienfahrzeugen voll im Griff. Die Herausforderung liegt an den im Vergleich zu Dieselmotoren höheren Abgastemperaturen, denen die Bauteile des Turboladers ausgesetzt sind. Bei der VTG-Technologie führen variabel und gezielt verstellbare Leitschaufeln den Abgasstrom auf die Turbinenräder des Laders. Die Energie des Abgasstroms wird daher besonders effizient in Antriebsleistung umgesetzt.

  Zusätzliche Technologien aus dem neuen 911 Carrera wie optimale Verbrennung, reibungsarme Ventilsteuerung, spezielle Zylinderlaufbahnbeschichtungen mit geringeren Reibungsverlusten und intelligentes Thermomanagement tragen zur höheren Leistung und Effizienz der neuen Vierzylinder des 718 Boxster bei. Die neue Abgasanlage sorgt für einen Porsche-typischen Sound. Den Akustikingenieuren kommen die vier Zylinder entgegen, um eine sportlich tieffrequente Weise zu komponieren. Vier Zylinder haben bei gleicher Drehzahl eine geringere Zahl von Arbeitstakten mit Gemischverbrennung als Sechszylinder. Klar, denn je häufiger gezündet wird, desto stärker steigt die Frequenz der Abgasmelodie.

  Beste Fahrdynamik, das lehrt die Physik, bietet unter allen Konzepten der Mittelmotor-Sportwagen. Nicht verwunderlich, denn der klassische Pate 718 gewann einst dank überragender Wendigkeit seine Rennen. Die Fahrwerks-Ingenieure stimmten den 718 Boxster grundlegend für noch sportlicheren Kurvenspaß ab. Das kann man messen. Sage und schreibe 16 Sekunden ist der 718 Boxster schneller auf der anspruchsvollen Nordschleife der Grünen Hölle Nürburgring als der Vorgänger.

  Vorder- und angetriebene Hinterachse wurden optimiert, um neben den Fahrleistungen auch die Präzision und die Kurvenstabilität zu erhöhen. In 4,9 beziehungsweise 4,4 Sekunden sprinten Boxster und Boxster S auf Tempo 100 km/h. Nach rund 18 respektive 15 Sekunden erreichen sie bereits Tempo 200 km/h. Bei 275 und 285 km/h ist das Spitzentempo erreicht. Den höheren Fahrleistungen entsprechend wurden die Bremsanlagen verstärkt. Wie bei den Achsen stand auch hier der 911 Carrera Pate. Die zehn Prozent direkter ausgelegte elektromechanische Lenkung verbessert die Agilität und Handlichkeit im Alltagsverkehr und auch auf Rundkursen, wie in Südfrankreich zu erleben war.

  Bis auf den Kofferraumdeckel, das klassische Stoffverdeck und die Windschutzscheibe haben die Stylisten das Kostüm neu geschneidert. Athletisch durchtrainiert wirkt der Roadster mit den sportlich großen Rädern, den engen Radausschnitten und den schlanken überspannten Kotflügeln. Die engeren Radien der Rundungen, gestraffte Flächen und die abgesenkte Nase drücken den 718 noch näher zur Straße. Die großen seitlichen Lufteinlässe verraten den hohen Luftbedarf des Motors und des Ladeluftkühlers. Breit, niedrig und kraftvoll ist das Heck gestaltet. Der breite Heckflügel fährt bei geschlossenem Dach 45 Millimeter aus, bei Offenfahrt sind es 55 Millimeter.

  Nach dem Einsteigen zeigt sich eine noch höhere Wertigkeit des Interieurs in vertrauter Porsche-Umgebung: Das Zündschloss sitzt links vom Lenkrad. Neue Elemente werten das Cockpit auf. Das Sportlenkrad misst 375 Millimeter Durchmesser, wie im 918 Spyder. Im Zentrum steht das neue Porsche Communication Management PCM mit Handyvorbereitung, Audio-Schnittstellen, 110-Watt-Sound-Package, Navigation und Connect Plus für Online-Dienste.

  Fazit: Der neue Roadster 718 Boxster bietet mit sportlicherem Design, stärkerem Antrieb und höherer Dynamik jetzt noch mehr Porsche.

Photos: Porsche

(10. Januar 2016)