"Damit ist der Weg frei,
um die schnelle Umsetzung der konkreten Maßnahmen für die künftige Zusammenarbeit
einzuleiten", kündigte Hendry an. Noch im Sommer soll die rechtliche Gründung der
mit Fiat geplanten Holding-Joint-Ventures in den Bereichen Einkauf und Antriebskomponenten
erfolgen, bis Jahresende dann der operative Start der einzelnen GmbHs.
Aus der Belegschaft der Adam Opel AG werden etwa 4.500 Mitarbeiter in
die neuen Gemeinschaftsunternehmen wechseln. Davon werden etwa 1.100 aus dem Bochumer
Motoren- und Getriebewerk kommen, knapp 1.200 aus den beiden Motorenwerken in
Kaiserslautern, 300 aus dem Getriebewerk Rüsselsheim, 1.500 aus dem Internationalen
Technischen Entwicklungszentrum sowie rund 500 aus dem europäischen Einkauf in
Rüsselsheim. Dabei schloss das Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen ausdrücklich
aus. Für beide Joint-Ventures werden Holdings gegründet, an denen die Adam Opel AG
entsprechend ihrer Einlagen beteiligt sein wird. Die einzelnen GmbHs bilden mit den
jeweiligen Standorten der Adam Opel AG "gemeinsame Betriebe" im Sinne der
Rechtsprechung. Bei der sozialen Besitzstandswahrung, also zum Beispiel der betrieblichen
Mitbestimmung, den Löhnen und Gehältern, der betrieblichen Altersversorgung sowie bei
den Sozialleistungen werden die Mitarbeiter weiterhin so behandelt, als wenn sie bei der
AG beschäftigt wären.
Robert W. Hendry betonte, dass die strategische Allianz mit den Fiat
Auto-Marken Fiat, Alfa Romeo und Lancia signifikante Synergien erzeugen werde, welche die
Profitabilität von Opel nachhaltig positiv beeinflussen wird. Allein durch die Größe
der zusammen weltweit über vier Millionen Pkw produzierenden Partner werde man deutliche
Kostenvorteile im Einkauf erzielen. Noch bedeutender vom Potenzial seien die Synergien im
Antriebsbereich, die in einigen Jahren realisierbar seien. Opel und Fiat haben Zugriff auf
die neuesten Technologien des Partners und können künftige Entwicklungen zusammen
angehen. Die gemeinsamen jährlichen Kostenvorteile, so Hendry, sollten sich nach drei
Jahren auf etwa 2,5 Milliarden und nach fünf Jahren auf rund vier Milliarden Mark
belaufen. Die Partnerschaft mit Fiat werde es Opel ermöglichen, in der künftigen
Produktentwicklung zusätzliche Modelle zu realisieren, welche die Marke für ihr
Produktportfolio und ihr Markenprofil benötigt. "In jedem Falle", sagte Hendry,
"werde Opel aus dieser Allianz erheblich gestärkt hervorgehen."
Trotz der immensen Bedeutung der Allianz für das Unternehmen werde
Opels Unternehmensstrategie unverändert bleiben, erläuterte der Opel-Chef. "Ich bin
überzeugt, dass ein starkes und unverwechselbares Markenprofil der Schlüssel für die
Zukunft von Opel ist", sagte Hendry. "Wir haben deshalb erhebliche Anstrengungen
in den Aufbau einer klaren Markenstruktur investiert, mit deren Hilfe sich Opel weiter
entwickeln kann." Als weiteres Hauptziel seiner Strategie nannte der
Opel-Vorstandsvorsitzende die Fortführung der vor zwei Jahren mit dem Astra eingeleiteten
Produktoffensive. Mit dem Astra Coupé, dem Astra Eco 4, dem Microvan Agila, dem
kompromisslosen Sportwagen Speedster, der neuen Generation des erfolgreichen Corsa, dem
künftigen Spitzenmodell Omega V8 sowie einer Reihe neuentwickelter und verbesserter
Motoren bringt Opel innerhalb von zwölf Monaten mehr neue Modelle als jemals zuvor in
einem vergleichbaren Zeitraum.
Robert W. Hendry versprach, die Investitionen auch künftig auf hohem
Niveau weiter zu führen. "In den kommenden fünf Jahren wird Opel rund neun
Milliarden Mark in Deutschland investieren, davon werden rund fünf Milliarden Mark in
neue Produkte fließen", sagte Hendry. "Wir betrachten diese hohen Ausgaben als
Investitionen in unsere Zukunft. Mit attraktiven Modellen werden wir unsere Marktanteile
und unsere Profitabilität weiter verbessern." Bereits 1999 hatte die Adam Opel AG
ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung um mehr als 17 Prozent gesteigert.
Diese erhöhten Ausgaben waren mitverantwortlich dafür, dass das
Unternehmen das Geschäftsjahr 1999 mit einem operativen Verlust in Höhe von 225
Millionen Mark (Vorjahr: minus 344 Mio. DM) abgeschlossen hat, erläuterte Finanzvorstand
Hennig A. Klages in Frankfurt. Dies entspricht einer Verbesserung von 119 Millionen Mark.
Der Jahresfehlbetrag belief sich auf 81 Millionen Mark. Im laufenden Geschäftsjahr strebe
das Unternehmen wieder ein positives Ergebnis an, nachdem eingeleitete Strukturmaßnahmen
inzwischen gegriffen hätten, sagte Klages. Unsicherheit gehe derzeit noch vom deutschen
Neuwagenmarkt aus, der schwach gestartet war und unter den ursprünglichen Prognosen
bleiben werde.
Mit 32,02 Milliarden Mark (Vorjahr: 30,26 Mrd. DM) erreichte die Adam
Opel AG im Geschäftsjahr 1999 einen historischen Rekordwert beim Umsatz. Dies entspricht
einer Steigerung von 5,8 Prozent. In Westeuropa konnten die Pkw-Verkäufe um 81.000
Einheiten oder 5,2 Prozent gesteigert werden. Mit über 730.000 Verkäufen war der Astra
1999 in gesamt Europa das meistverkaufte Fahrzeug aller Klassen. Der Marktanteil von
Opel/Vauxhall stieg in Westeuropa leicht von 10,90 auf 10,94 Prozent. Die Werksverkäufe
an Händler und Importeure nahmen 1999 um 5,1 Prozent auf 1,17 Millionen Stück zu. In
Deutschland hatte Opel mit 525.000 Neuzulassungen das Vorjahresergebnis (533.000) knapp
verfehlt. Der Marktanteil verminderte sich darauf von 14,3 auf 13,8 Prozent.
In den ersten fünf Monaten des Jahres 2000 hatten insbesondere die
Volumenhersteller aufgrund einer schwachen Autokonjunktur durchschnittliche
Verkaufsrückgänge von 18 Prozent zu verkraften, während die Hersteller in
Premiumsegmenten ihren Absatz verteidigen konnten. Opel konnte in diesem Zeitraum 183.000
Neuzulassungen (1999: 226.000) verzeichnen, was einem Marktanteil von 12,2 Prozent
(Vorjahr: 13,5%) entspricht. Europaweit konnte die Marke Opel durch hohe
Verkaufssteigerungen in Frankreich (+ 16,9 Prozent), Italien (+ 9,5 %), Spanien (+ 22%)
und Zentraleuropa (+ 23 Prozent) die Schwäche auf dem einheimischen Markt weitgehend
kompensieren. "Diese Entwicklung macht uns zuversichtlich, dass wir die allgemeine
Nachfrageschwäche im Inland durch steigende Exporte ausgleichen können", sagte
Opel-Chef Robert W. Hendry.
(19. Juni 2000) |